Einblick in die gemeinsame Angebotsgestaltung

Merja und Thomas, ihr beide habt euch vorher nicht gekannt und habt euch bisher unabhängig mit dem Thema Japan beschäftigt. Im Rahmen des Kulturherbst 2021 haben wir euch, ohne gross nachzufragen, gemeinsam in diese «Faszination Japan»-Geschichte reingepackt. Was hat das in euch ausgelöst?

Merja: Als wir vom passenden Hotel- und Gastronomieangebot im Hotel Ambassador und «Taisihi» erfahren haben, waren wir positiv überrascht. Im Rahmen von Bewerbungsmassnahmen und gemeinsamen Veranstaltungen halten wir permanent Ausschau nach passenden Partnerinnen und Partnern. Der «Kulturherbst» ist für uns eine weitere Möglichkeit Synergien optimal zu nutzen – das finde ich super.

Thomas: Mir geht es ähnlich. Das Konzept passt wie die Faust aufs Auge zu uns, deshalb waren wir auch sofort dabei. Da gab es nichts zu überlegen, es wäre fahrlässig gewesen da nicht mitzumachen. Es sind ganz klar Synergien da. Es geschieht etwas mit «japanaffinen» Menschen und das ist genau unsere Zielgruppe. Zudem eröffnen wir unser Teppanyaki Restaurant am 1. September wieder – somit ist es der ideale Zeitpunkt in die Offensive zu gehen. Um ganz ehrlich zu sein, sparen wir sogar den einen oder anderen Werbefranken und erreichen trotzdem ein ziemliches Volumen.

Welchen Stellenwert haben für euch denn solche Kooperationen für die gemeinsame Angebotsgestaltung, die über die Bewerbung hinausgehen? Welchen Erfolg erhofft ihr euch dadurch?

Thomas: Beim Thema Kooperationen muss man das eigene Hotel fast wie ausklammern und das Ganze im Kontext der gesamten Destination und dem Tourismus allgemein anschauen. Schliesslich «kämpfen» wir nicht gegen andere Hotels und Akteurinnen in der Destination, sondern vielmehr gegen andere Destinationen. Je attraktiver wir unsere Angebote gestalten, desto bekannter wird die Stadt. Dementsprechend folgen mehr Gäste und «attraktiveres Business» – das ist ein zentraler Punkt für die Zukunft. Und so sind wir auch dazu bereit, zusätzliche Leistungen zu erbringen, damit wir die Destination stärken können und dadurch natürlich auch die Gastronomie, Hotellerie, Shopping und so weiter.

Merja: Im Juli trat unsere neue Strategie in Kraft: Ein definiertes Ziel besteht darin Kooperation auszubauen und zwar über den Museums- und Kulturbereich hinaus im gesamten Freizeitbereich mit dem Ziel grössere Bevölkerungskreise zu erreichen und unseren Gästen einen möglichst grossen Mehrwert zu bieten. Wirklich interessant wird es dann, wenn Menschen aus verschiedenen Branchen zusammenkommen und man aus dem eigenen Umfeld ausbricht – das ist es, was das Bern-Netzwerk fördert.

Diese Gespräche bringen Rädchen in Bewegung und regen zum Denken an. Gemeinsam werde Möglichkeiten ausgelotet, auf die man alleine vielleicht nicht kommen würde.

Merja Rinderli

Merja, du bist als Bern-Vernetzerin ja bereits mittendrin in der gemeinsamen Angebotsgestaltung im Bern Netzwerk – du, Thomas, hast mir im Vorfeld erzählt, dass ihr bisher hauptsächlich bilateral unterwegs wart. Was sind die vielleicht wichtigsten Erfahrungen, die ihr in diesen Kooperationen gemacht habt?

Thomas: Die Kunst ist es, die richtigen Leute zusammenzubringen und einen gemeinsamen Nenner zu finden, auf den jede und jeder sein Angebot ausrichten kann. Zentral ist es, zu wissen welche Angebote überhaupt bestehen. Oft erlebt haben wir, dass im Gespräch Dinge aufgetaucht sind, wo wir uns dann fragten: Weshalb bist du nicht früher damit gekommen? Die Netzwerk-Geschichte ist für mich in erster Linie eine Plattform, bei der man überhaupt erst darüber spricht, was es alles gibt – die kreativen Köpfe beginnen dann in der Regel selbst, damit gute Sachen zu entwickeln.

Merja: Ich sehe das ähnlich. Ich schätze den Schritt nach aussen, aus dem eigenen Umfeld und den inspirierenden Austausch mit anderen Branchen in einem offenen und positiven Klima. Diese Gespräche bringen Rädchen in Bewegung und regen zum Denken an. Gemeinsam können Möglichkeiten ausgelotet werden, auf die man alleine vielleicht nicht kommen würde. Es scheint mir, als wären wir Bern-Vernetzerinnen und -Vernetzer nach diesem ersten Jahr nun warmgelaufen. Kampagnen wie das Frauenstimmrecht-Jubiläum und jetzt der Kulturherbst sind konkrete Erfolge. Es gibt aber auch Themen, die noch reifen müssen. Man muss die Menschen und die Angebote der Destination Bern kennenlernen und das Netzwerk als langfristige Angelegenheit verstehen.

Thomas: Ja, da stimme ich zu. Das «einander kennen» nimmt viele Hürden weg. Wenn ich jemanden kenne und weiss, dass er oder sie ein Angebot hat, dass sich mit einem von meinen kombinieren lassen würde, ist die Kontaktaufnahme dort ganz anders. Wir freuen uns deshalb umso mehr, dass es mit dem Bern-Netzwerk jetzt eine Plattform gibt, wo man sich Ideen anhängen kann.

Und eine dieser Ideen war ja der Kulturhebst. Um darauf zurückzukommen: Was war euer erster Eindruck von der Karte? Welches Potenzial seht ihr in solchen thematischen Touren?

Merja: Mich inspirierte die Karte sofort. Es ist zwar nur ein Bruchteil abgebildet, aber die kulturelle Vielfalt in Bern ist doch einfach toll. Ich glaube, dass Gäste die thematischen Routen als konkrete Vorschläge schätzen werden. Ob den Empfehlungen dann auch Punkt für Punkt nachgegangen wird, ist zweitrangig. Wichtig sind Inspiration und Ideen rund um Themen, die die Gäste interessieren – mit Angeboten entlang der touristischen Dienstleistungskette.

Thomas: Ja und auf der Karte ist mehr da als nur auf einem Flyer. Man sieht wohin es geht und alles ist stimmig aufgebaut. Ich denke, es ist das richtige Tool zum richtigen Zeitpunkt, auch wenn ich sonst eher auf der digitalen Schiene unterwegs bin. Ich habe das Gefühl, dass man solche Sachen langfristig, nicht alternativlos, aber hauptsächlich digital anbieten sollte. Erstens kann man schneller reagieren und Dinge anpassen. Weiter gibt es mehr Platz für mehr Infos und auch die Möglichkeit grossartige Techniken wie Virtual Reality oder ergänzende Audios einzufügen.

Also lieber digital als eine gedruckte Karte?

Thomas: Ja, denn auf der Karte hat es weniger Platz und auch aufgrund der Nachhaltigkeit. Alle sprechen von papierlos und wir verteilen kartonweise Papierkarten.

Ich zeige ihm die Faltanleitung für den Samurai-Helm, die wir in der Karte abgedruckt haben – damit die Karte auch nach dem Kulturherbst weiterverwendet werden kann. Das ist unser Versuch nachhaltig zu sein und auch Gästen, die ohne mobiles Gerät unterwegs sind, Informationen zu bieten.

Thomas: (lacht) Ja genau! Ob die Faltanleitung schliesslich genutzt wird, ist eigentlich egal, denn es ist eine sehr, sehr gute Idee. Derjenige, der es sieht, wird wohl genau dieselbe Reaktion haben wie ich und wissen, sie haben sich etwas dabei gedacht in Sachen Nachhaltigkeit.

Thomas, für deine Angebote hast du den Preis etwas heruntergesetzt. Das war keine Grundbedingung, um teilzunehmen. Wie schätzt ihr denn die Kombination von Hotelangebot mit Museumseintritt oder Ähnlichem ein?

Merja: Ich denke, dass es erfolgsversprechender ist, die Gäste mit Geschichten abzuholen, ihnen Inspiration zu bieten und Lust zu wecken, als einzig aufs Pricing zu setzen. 

Thomas: Da stimme ich absolut zu. Packages haben sich auch nach meinen Erfahrungen immer wahnsinnig schwer verkauft. Die gebündelte Kommunikation macht hier schon Sinn, denn die Gäste folgen dem einen Thema, durch das sie inspiriert werden und treffen auf andere Leistungen, die zielgruppenkonform sind. So entsteht ein Austausch unter Anbietern, ohne dass dabei komplizierte Packages abgeschlossen werden müssen.

Merja, Thomas hat mir vor dem Treffen bereits gesagt, das ihr Webauftritt eigentlich bereit ist und das Bernische Historische Museum mit der Samurai-Ausstellung dort sehr stark beworben wird. Macht auch ihr noch auf die Story aufmerksam?

Merja: Ja, auf jeden Fall. Am Samstag, 4. und Sonntag, 5. September findet bei uns das Japanfest statt. Dort werden wir die Kulturherbst-Maps verteilen und die Festivalteilnehmenden auf weitere Aktivitäten rund ums Thema hinweisen. Deshalb ist es auch für uns so wichtig, die Akteurinnen und Akteure und deren Angebote zu kennen. Genau dabei unterstützt ihr uns mit eurem ungebrochenen Engagement Leute zusammenzuführen.

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