Bern-Netzwerk Interview

Rolf Loepfe (Stämpfli Kommunikation) und Roger Burkhardt (Hotel Kreuz) sprechen im aktuellen Bern-Netzwerk Interview über Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit und weitere Stärken von Bern.

In der Netzwerkgruppe der Bern-Vernetzer bringt Bern Welcome Menschen zusammen, die Interessen und Ideen teilen und gemeinsam die Destination Bern weiterentwickeln wollen. Rolf und Roger, ihr zwei kanntet euch bisher noch nicht, oder? Was sind eure Erwartungen?

Rolf: Genau, das ist eine Premiere. Für mich geht es in solchen Netzwerkgruppen immer darum, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Der ist hier, dass Bern ein attraktiver Ort ist. Alles, was dazu beiträgt, dass wir uns besser organisieren, uns austauschen und gemeinsam Ideen entwickeln können, stärkt die Attraktivität Berns – zum Wirtschaften und für den Tourismus. In diesem Netzwerk kann Grosses entstehen, auch bilateral. Wichtig ist, dass wir längerfristig denken und nicht nur auf kurzfristige Erfolge setzen.

Roger: Wir sind ganz neu dabei, haben aber jetzt schon eine Menge Anknüpfungspunkte entdeckt. Dies dadurch, dass wir alle zum Ziel haben, Menschen nach Bern zu holen und sie durch ein attraktives Angebot zu einem längeren Aufenthalt oder einem baldigen Wiederkommen zu bewegen. Wenn wir hier Synergien aufdecken, nutzen und gemeinsame Angebote schaffen können, hilft das uns als Leistungsträger, aber auch der Strahlkraft der Destination Bern. Es bildet sich eine «Schwarm-Intelligenz», aus der wir sicher alle etwas mitnehmen können. Der Austausch mit neuen, solch engagierten Personen, ist immer sehr bereichernd.

Wenn wir das Positionierungsthema Radwandern – mit welchem ihr euch beide stark beschäftigt – als Beispiel nehmen für die gemeinsame Angebotsgestaltung, welche Potenziale seht ihr darin?

Rolf: Ich war zu Beginn etwas skeptisch gegenüber dem Angebot unter dem Begriff «Radwandern». Nach einer tieferen Auseinandersetzung mit der Thematik und einer Recherche zu bestehenden Infrastrukturen und Angeboten in Österreich und Deutschland, konnte ich mich aber immer mehr damit anfreunden und Potenzial für Bern erkennen. Mit den Produkten, die Bern nun dazu am Start hat, finde ich es jetzt ein absolut attraktives Angebot. Es spielt einige der Stärken der Destination aus: Die Gäste sind beispielsweise schnell vom Stadtzentrum in der Natur und erleben die Vorzüge der ländlichen und der urbanen Umgebung. Erlebnis und Genuss stehen hierbei im Zentrum.

Roger: Mir ging es zu Beginn etwas ähnlich, bis ich realisierte, dass es nicht um sportliche Höhenflüge geht. Zentral ist der Genuss und das passt gut zur Strategie und bestens zu Bern. Wenn es um die gemeinsame Angebotsgestaltung in diesem Thema geht, wird es etwas komplexer. Denn die Gäste, die mit dem Fahrrad oder E-Bike unterwegs sind, haben oft sehr individuelle Wünsche und Bedürfnisse. Aber genau das macht es auch spannend, denn die einen fragen nach Kombination mit Kultur, andere nach Kulinarik und wieder andere wollen wirklich nur aufs Velo und schlafen. Da gibt es klar Potenzial für eine Zusammenarbeit mit anderen Bern-Vernetzern.

Du sprichst eine Kombination verschiedener Leistungen entlang der touristischen Dienstleistungskette an. Wie schaffen wir es, Angebote entlang dieser stimmig zu kommunizieren und so auch eine Differenzierung zu erreichen?

Roger: Das ist sicher eine Herausforderung. Ihr schaltet und bewerbt die Angebote auf euren Kanälen und wir versuchen, diese wo möglich bei uns aufzuschalten und zu verlinken. Überall wo wir auf die Karte kommen, ist das gut und hilft uns. Mit der zentralen und gut erreichbaren Lage von Bern haben wir eigentlich sehr viel Potenzial, aber wir haben etwas das Problem, dass wir zum Beispiel im Vergleich zu Zürich oder Basel nicht explizit Business- oder Kunststadt sind.

Rolf: Das ist für mich auch eine Frage von Image und Reputation. Wofür steht die Marke Bern effektiv? Ich sehe hier noch Potenzial für eine Profilschärfung – was gibt es hier, was es sonst nirgends gibt? Die Destination Bern ergänzt ihre Angebote laufend und bringt jetzt neu «Radwandern», was sich positiv auswirken wird und die Chance eröffnet, in der Thematik eine führende Rolle einzunehmen. Es hebt die Qualität der Stadt mit dem Grün, die ländliche Umgebung und dessen urbanen Erholungserlebnis-Faktor hervor. Aber im Kern scheint mir, gibt es noch Potenzial und vielleicht kann dies mittel- oder längerfristig auch gemeinsam mit den Partnern noch geschärft werden.

Bern punktet auch in Sachen Natürlichkeit, also Authentizität. Auf dem Markt in der Altstadt sieht man nicht nur Touristen, es kommt zu echten Begegnungen.

Roger Burkhardt

Ein Punkt diesbezüglich, den wir innerhalb des Bern-Netzwerks schon mehrmals thematisiert haben, ist Nachhaltigkeit. Wie schaffen wir es, uns gegen aussen als nachhaltige Destination zu profilieren?

Rolf: Kein Unternehmen kommt um dieses Thema herum. Ein grosser Teil der Nachhaltigkeitsgedanken steckt bei uns schon auf der Produktionsseite drin. Auch in unserer Unternehmenskultur nimmt Nachhaltigkeit im sozialen Sinne durch den Umgang mit Menschen, durch die Entwicklung von Mitarbeitenden einen wichtigen Stellenwert ein. Ich habe grundsätzlich aber nicht das Gefühl, dass Nachhaltigkeit ein touristisches Killerkriterium ist. Heute wählt kaum jemand eine Destination deswegen aus, weil sie besonders nachhaltig ist. Aber es wird ihr sicher mehr Beachtung geschenkt. In unserem Kontext muss Nachhaltigkeit darauf abzielen, dass wir längerfristig denken und uns dauerhaft weiterentwickeln. Sich Nachhaltigkeit auf die Fahne zu schreiben, im Sinne «Wir sind eine nachhaltige Destination» ist sicher in Ordnung – wird aber nicht matchentscheidend sein, sondern wird vorausgesetzt. Aber wir sind sicher auf dem richtigen Weg, in dem wir Nachhaltigkeit aktiv thematisieren.

Roger: Ich sehe das ähnlich, Nachhaltigkeit wird vorausgesetzt. Aber ich denke für Bern ist es ein tolles Argument, das hier sehr schön gespielt werden kann – auch im Vergleich zu anderen Destinationen. Wir sind wie bereits erwähnt sehr gut erreichbar, haben kurze Wege in der Stadt sowie in die Natur und Angebote wie Radwandern zahlen darauf ein. Ich finde es spannend, dass das Thema mit den Partnern durchgespielt und optimiert wird. Viel Gutes besteht bereits, das bisher aber nicht kommuniziert wurde. Aber dass die Menschen dann wirklich deshalb nach Bern kommen, denke ich auch nicht. Das kommt eher bei der Auswahl des Anbieters vor Ort zum Zuge.

Sich Nachhaltigkeit auf die Fahne zu schreiben, im Sinne «Wir sind eine nachhaltige Destination» ist sicher wichtig – wird aber nicht matchentscheidend sein, sondern wird vorausgesetzt. Aber wir sind sicher auf dem richtigen Weg, in dem wir es aktiv thematisieren.

Rolf Loepfe

Rolf: Trotzdem tut ihr gut daran, als Destination ins Feld zu führen. In Bern hat man Sorge getragen – ein Beispiel dafür ist die klare, saubere Aare, die zum Schwimmen in der Stadt einlädt. Das überrascht und begeistert Gäste immer wieder. Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall eine Qualität von Bern. Andere Aspekte wie dieses stressfreie und entspanntere Geschehen garantieren einen nachhaltigeren Aufenthalt, der auch nachhallt und zum Wiederkehren animiert.

Roger: Ja, und Bern punktet auch in Sachen Natürlichkeit, also Authentizität. Auf dem Markt in der Altstadt sieht man nicht nur Touristen, es kommt zu echten Begegnungen. Anderswo scheinen diese Erlebnisse inszeniert. Und es gibt noch immer Geheimtipps und nicht überall nur «Social Media Fotopoints». Diese Echtheit ist schon sehr toll hier!

Vielen Dank Rolf und Roger für die Einblicke. Wir freuen uns sehr darauf, die Entwicklung eurer Zusammenarbeit weiter begleiten zu dürfen.

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