Bern-Netzwerk Interview

Im aktuellen Netzwerk Interview trifft Frank Jantschik von der Emmentaler Schaukäserei auf dem Stockhorn auf Stefan Schmid und Kevin Kobler von der Stockhornbahn AG. Sie sprechen über ihre Identifikation mit der Destination Bern, über Brunchs und Angebotsgestaltung.

Machen wir doch zum Start einen kurzen Rückblick auf den letzten Bern-Vernetzer Workshop. Wie habt ihr den erlebt?

Frank: Es war «erst» der zweite physische Anlass und daher habe ich viele Leute neu kennengelernt, unter anderem auch Kevin. Es ist immer wieder spannend zu sehen, was andere wie machen. Das Gesamtangebot der Destination so auf einem Platz zu sehen und sich Gedanken zu machen, wo ich anknüpfen könnte, ist sehr interessant. Man ist oft in seinem eigenen Kreislauf drin, da sind solche Ausflüge immer bereichernd.

Kevin: Ich kann mich dem eigentlich nur anschliessen. Es war sehr toll, sich in Bern mit all diesen Menschen austauschen und über gemeinsame Ideen nachdenken zu können. Ich habe viele Stossrichtungen gespürt, wohin es gehen kann, und freue mich auf deren Weiterentwicklung.

Frank: Zudem ist durch den Workshop das Thema Nachhaltigkeit bei mir nochmals mehr nach vorne gerückt und wir werden uns sicher die «Planetopia» Ausstellung im Museum für Kommunikation, die vorgestellt wurde, gemeinsam mit dem Kader ansehen gehen. So dass wir das Thema auch bei uns Schritt für Schritt aufnehmen und umsetzen können.

Frank, du bist das erste Mal auf dem Stockhorn. Was denkst du, weshalb wir euch hier heute zusammengebracht haben?

Frank: Vielleicht genau deswegen, und weil ich Stefan bisher noch nicht kannte. Oder?

Stefan: Ja und vielleicht der Käse, denn davon benötigen wir relativ viel, auch da wir neu das Fondue Iglu hier am Hinterstockensee übernehmen – da gibt es sicher Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten.

Genau, es geht um eure Gemeinsamkeiten. Ihr seid beide etwas höher gelegene Ausflugsziele, die unsere gemeinsame Destination mit ihren Angeboten bereichern. Wie identifiziert ihr euch grundsätzlich mit der Destination und wie hilft euch das Bern-Netzwerk dabei?

Stefan: Da gibt es zwei Komponenten für mich: Einerseits die emotionale, denn ich bin selbst in Bern aufgewachsen und fühle mich daher stark verbunden. Die zweite ist der kommerzielle Aspekt: Wenn wir wachsen wollen, sind die Gäste aus der Region Thun Spiez, die bei uns aktuell den Hauptumsatzanteil ausmachen, zu wenig. Im nächsten grösseren Absatzgebiet mit internationalem Anschluss gibt es Interlaken, doch da fischen schon viele Bergdestinationen im selben Teich. Daher ist es naheliegend, dass wir uns Richtung Bern orientieren und darüber hinaus. Deshalb sind wir auch als Bern-Vernetzer dabei. Diese Erschliessung und die Unterstützung in der Marktbearbeitung hilft unserem Marketing.

Frank: Wir sind definitiv auch Berner – und im Emmental sind wir in einer der schönsten Regionen der Destination eingebettet. Zu uns kommen viele Gäste aus dem städtischen Umfeld, aber für uns ist auch der ganze internationale Tourismus äusserst relevant, der zum Beispiel von Interlaken über Bern die Kurve zu uns ins Emmental macht. Daher ist hier die Vernetzung schon sehr spannend.

In der Angebotsgestaltung versuchen wir vor allem Bestehendes zu verbessern oder durch Partnerschaften zu erweitern.

Frank Jantschik

Nebst der Vermarktung, die ihr ansprecht, haben wir im Bern-Netzwerk ja vor allem die Angebotsgestaltung zum Ziel. Wie macht ihr das? Wie entstehen bei euch bisher neue Angebote?

Frank: Wir versuchen immer wieder neue Kombinationen mit dem, was wir schon auf Platz haben. Wir haben gewisse Fixpunkte wie den Königsweg und das Stöckli-Käsen, die wir mit anderen Angeboten im Restaurant oder neu mit den Wohnfässern oder der neuen Schaubäckerei kombinieren können. Wir versuchen vor allem Bestehendes zu verbessern oder durch Partnerschaften zu erweitern. Wichtig ist auch eine gewisse Offenheit zu behalten und zu hören, was die Leute möchten.

Stefan: Bei uns wurde in den letzten zehn Jahren sehr viel gemacht, zum Beispiel die neue Seehütte, der Spielplatz und die Aussichtsplattform. Man hat enorm investiert in die Infrastruktur und dabei kam die Vermarktung etwas zu kurz, deshalb fokussieren wir uns heute vor allem darauf und auf das, was wir bereits haben. Wir wollen den Berg nicht mit Attraktionen füllen, sondern in erster Linie das nutzen und verbessern was wir haben. Wir konnten die Zusammenarbeit mit der Familie Tschabold, die die Trotti-Bikes anbietet, stärken und haben jetzt ein gemeinsames Kombi-Ticket. Dadurch wird uns beiden und auch den Gästen geholfen.

Kevin: Bei der Gestaltung von Angeboten schauen wir auch immer darauf, was die Leute wollen und wo die Trends hingehen. Emotionen, Geschichten erzählen und unsere Angebote darin einbinden funktioniert gut. Wie Stefan gesagt hat, wollen wir den Berg nicht mit Attraktionen zupflastern, sondern viel mehr in einer Zeit, in der sich alles beschleunigt, versuchen unsere Gäste hier oben zu entschleunigen.

Und wenn ihr jetzt gemeinsam ein Angebot gestalten möchtet? Ihr habt ja weitere Gemeinsamkeiten: Ihr habt ein relativ grosses Genussangebot mit euren Restaurants, bietet beide etwas Abkühlung im Sommer – hier die frische Bergluft und bei dir Frank, im Käsekeller – und habt beide eine Plattform mit viel Frequenz. Das birgt grosses Potenzial, oder?

Frank: Wir haben nun schon einige solche Plattformen, auch von Bern Welcome, nutzen dürfen und unsere im Gegenzug zur Verfügung gestellt. In Form von Verlosungen und Gewinnspielen machen wir zum Beispiel sehr gute Erfahrungen. Es ist unglaublich, welche Reichweiten man damit generieren kann und wie viele Leute da klicken. Für solche Sachen sind wir auch jederzeit offen – das bringt etwas in Sachen Sichtbarkeit und ist klasse für Empfehlungen.

Kevin: Der Ansatz, dass man einander hilft, in dem man einander Visibilität gibt, gefällt mir sehr. Es kommt sicher darauf an, wann und wo in welchem Kontext diese Plattformen genutzt werden, aber wenn jemand bei uns am Ausgang eine Präsenz der Schaukäserei entdeckt, kriegt er gleich Inspiration fürs nächste Familienwochenende. Klar, es gibt sehr viele Angebote dazwischen, die Leute können sich weit streuen, aber wenn jemand einen guten Tag bei uns verbracht hat, ist er oder sie offener für einen Ausflugsvorschlag. Auch die Wahrnehmung ist authentischer, als wenn ich am Morgen im überfüllten Tram davon lese. Von dem her ist es sicher sinnvoll, gemeinsam solche Kanäle zu nutzen und Plattformen zu schaffen.

Ein toller Aspekt dieser Idee ist, dass die Gäste vielleicht nicht jedes Wochenende zu uns kommen und gerne darauf aufmerksam gemacht werden, dass irgendwo etwas sehr Ähnliches angeboten wird.

Stefan Schmid

Frank: Ich kann mir spontan grad konkret vorstellen, unsere Brunchs als solche Plattform zu nutzen. Ihr habt ja den Stockhorn-Brunch und ich habe jeden Sonntag den Sennenbrunch, der über Wochen immer ausgebucht ist und sehr gut läuft. Das wäre ja vielleicht eine Gelegenheit die Menschen, die affin sind auf dieses Thema, hin und her zu spielen.

Stefan: Auf jeden Fall eine gute Idee, das machen wir. Ein guter Aspekt davon ist auch, dass die Gäste vielleicht nicht jedes Wochenende zu uns kommen und gerne darauf Aufmerksam gemacht werden, dass irgendwo etwas sehr Ähnliches angeboten wird.

Frank: Da hat ja auch was von Vertrauen und Qualitätsbewusstsein, das man dies empfehlen kann – das Konkurrenzdenken soll hier nicht im Vordergrund stehen. Das man weg kommt von dem «Kommt nur zu mir» und hin zum «Wenn du es nochmals so gut haben willst, geh doch mal noch dorthin».

Dann freuen wir uns auf die nächsten Brunchs bei euch! Eine andere Idee, die mir im Kopf herumschwirrt, die im ersten Augenblick etwas abwegig scheinen könnte: Frank, du hast das «Stöckli» und Kevin und Stefan, ihr habt den «Stock». Wie wäre es denn, wenn man bei dir, Frank, den Käse im «Stöckli» selbst herstellen kommt und den Käse dann vier bis sechs Monate später hier oben auf dem «Stock» geniessen kann?

Unisono: Das wäre mal eine Idee!

Frank: Die Idee nehme ich gerne mit. Da hätten wir beide etwas davon und die Gäste ein schönes Gesamterlebnis, erst bei mir und später bei euch.

Kevin: Da kommt auch der Aspekt mit der Geschichte dahinter zum Zuge und es würde auf bestehenden Angeboten basieren. Man muss ja die Welt nicht immer neu erfinden!

Nochmals zum Käse: Ihr habt vorhin gesagt, ihr übernehmt das Fondue Iglu. Seht ihr auch hier eine Möglichkeit für eine Zusammenarbeit?

Stefan: Für den Käse fürs Fondue arbeiten wir bereits stark mit lokalen Käsereien hier aus der Region zusammen. An den Samstagen werden wir zwischen 70 und 90 Fondues servieren. Hierfür haben wir diverse Angebote, aber noch nichts Definitives.

Frank: Grundsätzlich wäre es kein Problem hierfür unseren Käse zu liefern. Aber für mich ist wichtiger, dass hier auf dem Stockhorn für solche Angebote auch Produkte aus der Region angeboten werden. Hier finde ich, ist Regionalität, diese lokale Vernetzung und das Miteinander sehr zentral. Das Emmental ist hier schon fast etwas zu weit weg – ich hole meine Milch ja auch nicht aus dem Berner Oberland. So lokal wie möglich ist für mich meistens die beste Lösung.

Hier gibt es also eine Grenze für die gemeinsame Produktgestaltung. Trotzdem könntet ihr auch auf die anderen Pfeiler eines wettbewerbsfähigen Angebotes, sprich Kommunikation und Verkauf zurückgreifen und so von der gegenseitigen Frequenz profitieren. Wie sieht es denn aus mit der Gemeinsamkeit Volkstum und Tradition? Ihr macht doch beide entsprechende Veranstaltungen.

Kevin: Lustig, dass du fragst, denn ich hatte gerade Mühe passende Örgeli-Quartette zu finden für zwei Anlässe, die wir veranstalten.

Frank: Hättest du doch etwas gesagt! Bei uns spielt jeden Dienstag am «Örgeli-Nachmittag» jemand anderes – wir haben ein ziemliches Künstler-Repertoire. Du darfst dich jederzeit gerne melden. Ob sich auch hier ein Frequenz-Austausch generieren liesse, kann ich nicht sagen, denn bei solchen Anlässen sind eigentlich fast immer dieselben Stammgäste da.

Stefan: Ja, das erleben wir bei uns auch so. Deshalb haben wir angefangen, ganz verschiedene Veranstaltungen zu machen, wie zum Beispiel die Oldies-Night oder den Stockhorn Rave. Damit erschliessen wir nicht nur neue Zielgruppen, sondern auch verschiedene Generationen – vielleicht unsere Gäste von morgen.

Vielen Dank Frank, Stefan und Kevin für die Einblicke. Wir freuen uns sehr darauf, die Entwicklung der Zusammenarbeit im Bern-Netzwerk gemeinsam mit euch weiter begleiten zu dürfen.

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  • Tipp

    Woran viele nicht denken: Die Talstation der Stockhornbahn ist von der Stadt Bern aus in gerade mal einer halben Stunde erreichbar. Man muss den Besuch also nicht schon am Vortag planen, sondern es reicht, sich spontan am Sonntagmittag dafür zu entscheiden. Zudem sind die Wartezeiten generell sehr kurz, da die Bahnen bei Andrang häufiger fahren.

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