Andrea Bekić, Botschaft von Kroatien

Andrea Bekić verrät uns, welche Gegend in Bern nach der Küstenregion «Dalmatien» benannt ist, was ihre Hauptstadt ebenfalls mit Bären verbindet und dass ein kroatisches Projekt im Bereich urbane Mobilität für Schweizer Städte spannend sein könnte.

Artikel veröffentlicht im Info-Letter Dezember 2022.

Andrea Bekić

Andrea Bekić ...

... kam Ende 2018 nach Bern und ist seither kroatische Botschafterin in der Schweiz. Zuvor war sie als Botschafterin in Polen tätig.

... trat mit der Unabhängigkeit Kroatiens im Jahr 1992 in den diplomatischen Dienst ein. Ihre erste Dienstreise führte sie ein Jahr später nach Genf, um die neu eingerichtete kroatische Mission bei der UNO zu unterstützen. Einige Jahre später kehrte sie nach Genf zurück und 1997 wurde ihr jüngerer Sohn in Genolier (Kanton Waadt) geboren.

... ist glücklich, für die bilateralen Beziehungen zwischen Kroatien und der Schweiz zuständig sein zu dürfen und in der charmanten, zentral gelegenen Bundeshauptstadt zu leben.

10 Fragen (oder mehr...) an Andrea Bekić

Wofür sind Sie zuständig?

Meine Hauptaufgabe ist es, die Republik Kroatien gegenüber den Schweizer Behörden zu vertreten und die Interessen Kroatiens und seiner Bürger in der Schweiz zu schützen. Ich bin auch beim Fürstentum Liechtenstein akkreditiert.

Ich konzentriere mich auf die Verbesserung der bereits ausgezeichneten bilateralen Beziehungen zwischen Kroatien und der Schweiz. In diesem Jahr haben wir das 30-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern mit einer Reihe von kulturellen Veranstaltungen und hochrangigen Treffen gefeiert, darunter der offizielle Besuch des kroatischen Präsidenten Zoran Milanović in der Schweiz.

Da die Schweiz ein föderaler und dezentraler Staat ist, bemühe ich mich auch um gute Kontakte zu Schweizer Kantonen und Städten. Für eine Botschafterin ist es wichtig zu verstehen, wie das Land funktioniert, und auch den Geist der Nation zu spüren. Eine zunehmende Anzahl meiner Aktivitäten ist Teil der «öffentlichen Diplomatie», durch die Teilnahme an verschiedenen kulturellen, akademischen oder Werbeveranstaltungen, die darauf abzielen, das Wissen über Kroatien zu erhöhen. Wirtschaftsdiplomatie ist auch sehr wichtig: Die Schweizer Wirtschaft ist stark und ich muss Investitionsmöglichkeiten und unsere Exportprodukte vermarkten.

Da in der Schweiz eine grosse Gemeinschaft von Kroaten lebt, besuche ich oft ihre Vereine und Veranstaltungen. Die Botschaft arbeitet eng mit der Schule für kroatische Sprache und Kultur zusammen. Meine Landsleute, die in der Schweiz leben, sind gut integriert, aber gleichzeitig gelingt es ihnen, ihre kroatische Identität zu bewahren.

Auf welche Projekte freuen Sie sich im Moment besonders?

Ich freue mich, in der Schweiz ein Projekt für urbane Mobilität auf der Grundlage von künstlicher Intelligenz zu präsentieren, das in Kroatien entwickelt und produziert wurde. Es ist ein Projekt, das für einige Schweizer Städte interessant sein könnte, vor allem für diejenige, die das Ziel haben, «intelligenter», «grüner» und nachhaltiger zu werden.

Was hat Sie bei Ihrer Ankunft in Bern am meisten überrascht?

Ich war überrascht, zu erfahren, dass eine der attraktivsten Gegenden Berns nach der kroatischen Küstenregion «Dalmatien» benannt ist. Bei meinem ersten Spaziergang an der Aare stellte ich fest, dass die beliebte Flaniermeile entlang des Flusses Dalmaziquai heisst und die beiden Ufer durch die Dalmazibrücke verbunden sind. Es scheint, dass der Name der Berner «Riviera» von einem Schweizer Söldner aus dem 17. Jahrhundert eingeführt wurde, der nach einem Aufenthalt in Dalmatien in seine Heimatstadt zurückkehrte.

Was schätzen Sie an Bern?

Ich schätze die Schönheit der Stadt, die ich aufgrund der idealen Proportionen, der Architektur und der Harmonie mit der Natur mit einem geschliffenen Diamanten vergleiche. Ausserdem sind die Menschen in der Stadt sehr freundlich und entspannt. Die Abwesenheit von starkem Verkehr, Verschmutzung und Lärm ist ein grosser Vorteil.

Was ist der Unterschied und/oder die Gemeinsamkeit zwischen Ihrer Kultur und der Kultur in Bern?

In Kroatien gehen die Menschen ins Stadtzentrum, um Kaffee zu trinken oder sich spontan mit Freunden zu treffen und Kontakte zu knüpfen, vor allem an Samstagen. In Bern scheinen die Menschen weniger darauf bedacht zu sein, ihre Freizeit in der Stadt zu verbringen, aber die Gemeinsamkeit ist, dass es viele Cafés und Restaurants im Freien gibt, im Stil der mediterranen Kultur. 

Erzählen Sie uns bitte von Ihrem Lieblingsort in Bern.

Mein Lieblingsviertel in Bern ist die Rathausgasse, wo man noch den mittelalterlichen Geist der Altstadt spüren kann. Besonders gerne erkunde ich Trödel- und Antiquitätenläden, die Tradition des lokalen Kunsthandwerks, wenn auch mehr aus Freude am Schauen als am Kaufen. Im Vorbeigehen versuche ich, mir das Leben im historischen Bern vorzustellen. Es fühlt sich authentisch und spannend an.

Albert Einstein oder Paul Klee?

Albert Einstein, der grosse Geist aus der Schweiz, der der Menschheit so viel gegeben hat. Ich bin stolz darauf, dass zwei Wissenschaftler kroatischer Herkunft an der ETH Zürich den Nobelpreis für Chemie erhalten haben: Lavoslav Ružička 1939 und Vladimir Prelog 1975.

Bären oder Bier?

Bären – wir sind schliesslich in Bern! Der Berg in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb heisst übrigens «Medvednica»: der Bärenberg mit der Bärenburg, die unsere Hauptstadt überragt... Bären sind cool!

Wandern oder Skifahren?

Ich bin nicht in Form zum Skifahren, aber ich geniesse «Apres-Ski».

Was raten Sie Neuzugezogenen in Bern?

Fahren Sie vorsichtig, überall tauchen Fahrräder auf.

Kennen Sie Wörter auf Schweizerdeutsch und wenn ja, welches ist Ihr Lieblingswort?

Ich lerne jeden Tag mit begrenztem Erfolg, aber das erste Wort, das ich bei meiner Ankunft in Bern hörte, ist mein Lieblingswort: «Gruessech».

Von wem möchten Sie als nächstes etwas erfahren?

Marjan Osvald, stellvertretenden Generaldirektor des Weltpostvereins.