PRICE Prologue: Mantras for a Club

19. September 2020 ab 12:00 Uhr

Textile Kompositionen, umgeben von akustische Landschaften. Auftakt einer Performancereihe in Co-Produktion mit Arsenic Lausanne und Theater Neumarkt Zürich.

Körper sind Orte der Affekte und Emotionen. So subjektiv sich diese anfühlen, sind sie doch immer politisch und Teil einer zirkulären, kulturellen Ökonomie der Gefühle. Emotionen sind nicht einfach «innerhalb» oder «ausserhalb» zu verorten. Vielmehr kreieren sie ebendiesen Effekt von Grenzen zwischen Körpern und Welten, wie Sara Ahmed in ihrer Post-Phänomenologie der Gefühle schreibt. Wie bewegen sich Emotionen zwischen unterschiedlichen Körpern? Wie schaffen sie Verbindungen zwischen den einen und anderen Subjekten und gegen Andere?

PRICE ist ein fiktionaler Charakter, der in unterschiedlichen Performances auftritt. Elaborierte Klanglandschaften, Kostüme und Bühnengestaltung, die oft in kollaborativen Konstellationen erarbeitet werden, prägen seine Arbeit. Seine Inszenierungen spielen mit den Erwartungen des Publikums an das exponierte, vermeintlich authentische Selbst des Performers, das sich vor dessen Augen verausgabt. Sie sind durchsetzt mit popkulturellen Versatzstücken, mechanischen Sounds, Rhythmen und seiner eigenen Gesangsstimme. Die Stimme ist ein zentrales Element seiner Arbeit. PRICE versteht sie als akustische Form der emotionalen Kommunikation ausserhalb des Bedeutungsimperativs von Sprache.

In der Arbeit von PRICE überlagern sich unterschiedliche Räume mit jeweils eigenen Ökonomien, Historisierungs- und Ausschlussmechanismen, Normen und Potentialen: die Bühne von Theater und Performance, der Club, der digitale Raum, der Laufsteg, der Ausstellungsraum. Vor dem Hintergrund der in ihre Einzelteile zerlegten Räume spielt sich das Drama PRICE ab.

Seine Performances wechseln zwischen völliger Immersion und dem abrupten Blosslegen der Mittel der theatralen Inszenierung. Teil davon ist die emotionale Arbeit, die investiert werden muss, um die Fiktion der Selbstheit des Performers aufrechtzuerhalten. Eine reale Verausgabung die immer auch Effekt ist, wie der artifiziell schimmernde Schweiss auf seiner Stirn. Es sind nicht die unvereinbaren Gegensätze von «künstlich» und «authentisch», in denen er sich bewegt. Vielmehr interessiert sich PRICE für die konflikthafte Beziehung dieser gesellschaftlich normativen Kategorien, deren Austragungsfeld das (queere) Selbst, der (queere) Körper ist.

Kostüme die nicht richtig passen wollen und auf eine Vielzahl anderer möglicher Formen des Tragens durch unterschiedliche Körper verweisen; Momente des Stolperns und Haderns schleichen sich ein in die grossen Gefühle seiner Inszenierungen. Das Scheitern ist für PRICE immer auch Teil einer queeren Strategie: eine Gleichgültigkeit gegenüber Assimilation, starren Identitäten und den Anforderungen an das Selbst im digitalen Kapitalismus. Es ist ein Scheitern zweiten Grades, das immer Teil der Inszenierung ist.

Die Ausstellung Prologue: Mantras for a Club in der Stadtgalerie eröffnet akustische Landschaften. Der performende Körper ist abwesend. Nur durch die Stimme ist er präsent und sucht nach neuen Räumen und Resonanzen bei den Besucher*innen.