So wie der Eiffelturm zu Paris, die Freiheitsstatue zu New York oder das Manneken Pis zu Brüssel gehört, so gehört der Bär zu Bern. Nicht nur die Stadt, sondern der ganze Kanton Bern ist mit seinem Wappentier unweigerlich verbunden. Der Bär ist mehr als ein Zeichen der geschichtlichen Vergangenheit und manifestiert sich auch heute noch im kulturellen Leben der Bernerinnen und Berner.
Bären – soweit das Auge reicht
Erstmals taucht der Bär in der Geschichte der Stadt Bern im Jahr 1224 auf – als Emblem auf einem Stadtsiegel. Auch auf der ältesten Berner Münze von 1228 ist das Bären Konterfei geprägt und seit jeher ist der Bär das Symbol des Berner Wappens (siehe Kasten). Sein Auftritt in Bern zieht sich darüber hinaus weiter bis in die Gegenwart. Schnell merkt man bei einem Spaziergang durch die Stadt: Bären sind hier allgegenwärtig. Es gibt sie als Fassadenschmuck oder Brunnenfigur, man verzehrt sie als Schokolade oder Lebkuchen, sie sind im Uhrenspiel am Zytglogge (Zeitglockenturm) zu bestaunen, selbst im Logo der weltbekannten Toblerone-Schokolade aus der Berner Schokoladefabrik Tobler findet das geübte Auge einen Bären – versteckt als Umriss im Schnee des Matterhorns.
In den Schaufenstern der Läden unter den Arkaden (Lauben) preisen immer wieder Bären das neuste Angebot an, das Bären-Taxi bringt Sie sicher nach Hause, in der Zeitung Berner Bär lesen Sie die News der Woche, am Bären Grand Prix messen Kinder jährlich ihre Schnelligkeit im Wettlaufen. Natürlich gibt es in der Stadt – wie in unzähligen Berner Gemeinden – einen Gasthof Bären. Und diverse Strassennamen verweisen auf das Wappentier. Nicht zu vergessen sind die echten Petze, die seit 1513 fast ununterbrochen in Bern wohnen – einst in einem Bärengraben, heute in einem 6000 m2 grossen BärenPark direkt am Ufer der Aare.

«Numme nid gsprängt»
Spricht man einen Berner auf die Omnipräsenz der Bären in Bern an, so staunt dieser einen ersten Moment. «Ich sehe sie wahrscheinlich gar nicht mehr – bin mittlerweile bärenblind», meint er augenzwinkernd. Und doch hat der Bär für ebendiesen bärenblinden Berner eine spezielle Bedeutung – wie für viele andere Bernerinnen und Berner. «Dort, wo der Bär ist, dort fühle ich mich zuhause», sagt er.
Der Bär – oder «Mutz», wie ihn die Berner liebevoll nennen – symbolisiert ursprüngliche Lebendigkeit, Eigenwilligkeit und Intelligenz und vermittelt als Krafttier Ruhe, Gelassenheit und Bodenständigkeit. Es mag ein Zufall sein, dass gerade diese Charaktereigenschaften oft auch bei der Berner Bevölkerung zu finden sind. Man darf sich fragen, wer sie wohl zuerst hatte, der Berner oder der Bär. «Numme nid gsprängt (Überhaste nichts)», sagen sie, wenn Nicht-Berner durch die schönsten Gassen der Welt eilen oder ungeduldig an einer Kasse warten. Denn wie beim Bär gilt auch für den Berner: In der Ruhe liegt die Kraft.

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Ein Tier - eine Stadt
Die Sage berichtet, die Stadt Bern habe ihren Namen und ihr Wappentier von einer Jagdbeute des Stadtgründers Herzog Berchtold V erhalten. So habe dieser verkündet, dass das erste Tier, das er bei seiner Jagd erlegen würde, der Stadt dem Namen geben und als Wappentier dienen soll. Und wie wir nun wissen: Es muss ein Bär gewesen sein. Böse Zungen behaupten aber heute noch, dass der stolze Stadtherr sein Volk angeschwindelt habe und dass das erste von ihm erlegte Tier eigentlich ein Hase gewesen sei.