Berner Münster

Mit dem höchsten Kirchturm der Schweiz ist das Berner Münster eines der wichtigsten Wahrzeichen der Bundesstadt. Das wunderbare Panorama von der Altstadt bis zu den Bergspitzen des Berner Oberlands sind den 344-stufigen Aufstieg zur Aussichtsplattform allemal wert.

Die Silhouette des über 100 Meter hohen Münsterturmes prägt die unverwechselbare Skyline von Bern: Majestätisch thront der gotische Sandsteinbau über der Dächerlandschaft der Unteren Altstadt. Das mittelalterliche Meisterwerk steht für architektonische Baukunst, vielseitige Kultur und ist Zeitzeuge der bewegten Geschichte der Stadt Bern.

Die grösste spätmittelalterliche Kirche der Schweiz

Im Mittelalter waren Politik und Kirche eng miteinander verbunden; religiöse Anlässe prägten das Leben der Menschen. So fanden politische Versammlungen der stimmberechtigten Stadtbewohner jeweils in einer Kirche statt.

Im 15. Jahrhundert war Bern der grösste Stadtstaat nördlich der Alpen., gewann immer mehr Einfluss und entwickelte sich zu einer wichtigen politischen Macht. Bald wurde der Wunsch nach einem angemessenen Gotteshaus laut. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Stadt Auftraggeberin für die Errichtung des Berner Münsters war. Der erste Stein für die Kirche wurde schliesslich im Jahre 1421 gelegt.

Der Ort hatte bereits eine sakrale Vorgeschichte: An gleicher Stelle stand vor über 200 Jahren eine kleine Kapelle, welche im Laufe der Zeit durch ein neues, grösseres Gotteshaus – der «Leutkirche» – ersetzt worden war. Mit dem Berner Münster entstand am selben Standort bereits das dritte Bethaus. Dabei wurde die alte Kirche stehen gelassen und das Münster im Uhrzeigersinn darum herum erbaut.

  • Fact

    Das Berner Münster ist der höchste Kirchenturm der Schweiz.

Während der ersten Bauphase leitete Matthäus Ensinger, Werkmeister aus Ulm, das Grossprojekt. Die Konstruktionsarbeiten dauerten mehr als 150 Jahre und über Generationen hinweg beteiligten sich verschiedene Werkmeister und Bildhauer und Steinmetze an diesem bedeutenden Meisterwerk. Die Errichtung der Kirche war anspruchsvoll und streng: Hauptziel der spätgotischen Architektur war es, ein Gebäude mit vorgegebenen Dimensionen und maximalem Lichteinfall zu schaffen. Grössen- und Weitenwirkung erreichten die Handwerker durch das Verbinden des gesamten Innenraumes, der Anwendung von Skelettbautechnik und sorgfältig proportionierten Fenster.

Im 16. Jahrhundert kam die dritte Etappe des Münsterbaus zu einem Ende. Damals ragte jedoch nur ein 50 Meter hoher Turm über die Dächer der Unteren Hauptstadt und verlieh dem Münster ein ganz anderes Erscheinungsbild. Die Bauarbeiten mussten aufgrund des instabilen Untergrunds und finanzieller Engpässe gestoppt werden. Der heute so markante Turm wurde im gotischen Stil nachgebaut und erreichte seine finale Höhe.

Im Jahr 1893 wurde die grösste spätmittelalterliche Kirche der Schweiz schliesslich fertiggestellt. Mit Ausnahme des oberen Turmteils verwendeten die Bauherren vorwiegend Berner Sandstein. Für die letzten Bauarbeiten setzte man teilweise Sandstein aus Niedersachsen ein, der sehr verwitterungsbeständig ist.

Künstlerische Höchstleistung

Hauptportal Berner Münster

Ob die kunstvoll gefertigten Kirchenfenster, das sorgfältig gestaltete Chorgewölbe mit den figürlichen Schlusssteinen, der aussergewöhnlich wertvolle Glockenbestand (darunter die grösste Glocke der Schweiz) oder die ausserordentliche Arbeit der Steinmetze: Im Berner Münster sind unzählige Meisterwerke wie Skulpturen, Fresken und Glasmalereien zu finden.

Bei einem Besuch entdeckt so manches Auge ein spannendes Detail: Beim Erklimmen des Turms blicken einem in der ersten Galerie die Skulpturen der acht am Turmbau beteiligten Baumeister entgegen. Andere Besucherinnen und Besucher entziffern beim genauen Hinschauen die Platte an der Galeriebrüstung mit der verschlungenen Inschrift «machs na» (Mache es nach). Ob sich die Botschaft an andere Bauherren richtet oder die Berner Bürger direkt ansprechen soll, ist unklar. Leute mit scharfem Blick wiederum erkennen im Chorgewölbe inmitten kleiner Details das Berner Wappen.

Herausragende Sehenswürdigkeit und bekanntes Merkmal des Münsters ist das Hauptportal. Erhart Küng, westfälischer Bildhauer und Baumeister, gestaltete das Architekturwerk aus Sandstein auf welchem mit insgesamt 294 Figuren das Jüngste Gericht dargestellt ist. Skulpturen von Propheten, trompetenblasende Engel, Christus als Weltenrichter, Justitia (nach der Reformation hinzu gefügt), Märtyrer und Figuren von Verdammten vermittelten den Gläubigen auf bewegende Art, wie am Jüngsten Tag über Lebende und Tote entschieden wird.

Reformation in Bern

Während der Berner Reformation – bei der Spaltung des Christentums in Katholiken und Reformierte – waren grösstenteils Freunde von Huldrych Zwingli die treibende Kraft. Während einer 20-tägigen Zusammenkunft berieten sich insgesamt 450 Delegierte und beschlossen am 7. Februar 1528, Bern zu reformieren. Dieser Konfessionswechsel hatte zum Teil grosse Veränderungen zur Folge: Die katholische Messe wurde abgeschafft, Kirchen zu Lagerhäusern umfunktioniert und Klöster aufgelöst.

Die Berner Regierung beorderte in allen Kirchen der Stadt den Abbau von Altären, Statuen, Bildern und Fresken. Auch die beiden Schwalbennestorgeln im Berner Münster – gemäss Zwingli «des Teufels Dudelsack», dessen Musik Gläubige von der Predigt ablenkt – mussten bei den reformatorischen Räumungsarbeiten entfernt werden. Ihr früherer Standort ist anhand von vermauerten Öffnungen immer noch gut erkennbar.

Heute erklingen im Münster wieder sieben Orgeln: Neben der imposanten grossen Münster-Orgel von 1729 gibt es eine Schwalbennestorgel im Chorraum, eine Orgel in der Gerbernkapelle, zwei sogenannte Forschungsorgeln und zwei mobile Orgelpositive.

Besuch im Berner Münster

Ob die einmalige Atmosphäre im Innern spüren, den Orgelklängen lauschen, einem reformierten Gottesdienst beiwohnen, die mittelalterliche Baukunst bestaunen oder den Ausblick von der Aussichtsplattform aus geniessen. Die Kirche und der Turm des Berner Münsters sind durchs ganze Jahr täglich geöffnet. Die offiziellen Öffnungszeiten gilt es jedoch zu beachten.

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